Um den heterogenen Herausforderungen und Besonderheiten von Kommunen gerecht zu werden, braucht es für jede Kommune einen eigenen Prozess auf dem Weg zu mehr Jugendgerechtigkeit – in diesem Sinne entwickelt jede Kommune einen individuellen Fahrplan.
Jede Kommune ist einzigartig – schon aufgrund ihrer Lage, ihrer Geschichte und der vielfältigen Faktoren, die auf sie einwirken. Jede Kommune ist finanziell, strukturell sowie personell anders aufgestellt. Nicht nur Verwaltungsstrukturen und -abläufe unterscheiden sich, auch Einwohnerzahlen und -dichten sowie die Anzahl an Jugendlichen variieren. Um den heterogenen Herausforderungen und Besonderheiten von Kommunen gerecht zu werden, braucht es für jede Kommune einen eigenen Prozess auf dem Weg zu mehr Jugendgerechtigkeit.
Diese Entwicklung kann als kontinuierlicher Verbesserungsprozess verstanden werden, der im Wesentlichen vier methodische Schritte umfasst: Bestandsaufnahme, Zielentwicklung, Umsetzung und Fortschreibung. Bei all diesen Schritten ist die aktive Mitwirkung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unbedingt notwendig.
Grundlegend ist eine Ist-Stand-Analyse – zur Feststellung von Handlungsbedarfen und zur Zielsetzung. Anhand von Leitfragen bereiten die Prozessverantwortlichen in der Kommune unter Mitwirkung von Jugendlichen und in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren den Ist-Stand auf. Dafür werden bereits existierende Erkenntnisse zu Interessen und Bedürfnissen Jugendlicher und junger Erwachsener genutzt und/oder Jugendbeteiligung wird in diesem Zusammenhang initiiert.
Mit der Ist-Stand-Analyse werden existierende Strukturen und Prozesse, Angebote und Aktivitäten sowie Ressourcen und Zuständigkeiten – auch ressortübergreifend – sichtbar. Auf dieser Grundlage werden Handlungsbedarfe herausgearbeitet und weitere notwendige Schritte und Akteure für den Prozess benannt. Unter der Fragestellung „Was ist anders in der Kommune, wenn sie jugendgerechter ist?“ setzt sich die Kommune herausforderungsvolle, erreichbare Ziele für den Prozess. Zentrales Ziel ist, die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen als handlungsleitende Größe in der Kommunalpolitik zu verankern.
Die Arbeit mit den folgenden Leitfragen ist der Einstieg in einen Prozess zur nachhaltigen jugendgerechten Kommunalentwicklung: Leitfragenkatalog der Koordinierungsstelle „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“
Im Anschluss an die Ist-Stand-Analyse erstellt die Kommune einen Prozessplan, der sich an konkreten, realistischen Zielen orientiert. Verständigen Sie sich hierzu mit Ihren Partnern auf kurzfristige und langfristige Ziele, die sie entsprechend abstimmen und priorisieren. Diese Ziele basieren auf den festgestellten Handlungsbedarfen.
Folgende Fragen sind bei der Formulierung von Zielen zu beachten:
Wir empfehlen die Handlungsfelder der Merkmale Jugendgerechter Kommunen als Kategorien zur Untergliederung der Ziele. Im Hinblick auf eine schrittweise Zielerreichung ist es sinnvoll, ein Handlungsziel in mehrere handhabbare Teilziele, sogenannte „Meilensteine“, zu zerlegen. Hierbei sollten realistische Fristen gesetzt werden.
Für das Controlling des Prozesses braucht es eine hauptverantwortliche Stelle, die als Bindeglied fungiert, die Abstimmung untereinander koordiniert und die Interessen aller Partner zusammenbringt.
Der Prozess „Jugendgerechte Kommunen“, welcher von 2015 bis 2018 mit 16 Referenzkommunen aus dem gesamten Bundesgebiet durchgeführt wurde, hat eine Fülle von Erfahrungen hervorgebracht. Die zentralen Erkenntnisse dieses Prozesses wurden in der Publikation „16 Wege zu mehr Jugendgerechtigkeit. Gelingensbedingungen für jugendgerechte Kommunen“ versammelt. Diese gibt es sowohl zum Download(PDF, 50MB) als auch in einer gedruckten Fassung, welche über jugendgerecht@agj.de angefordert werden kann.